- Thyssen
- Thỵssen,1) August, Unternehmer, * Eschweiler 17. 5. 1842, ✝ Schloss Landsberg (heute zu Essen) 4. 4. 1926, Vater von 2) und 3). Nach Studium und ersten unternehmerischen Aktivitäten 1867 gründete Thyssen 1871 ein Unternehmen (Thyssen-Gruppe), das er zu einem vertikalen Konzern (Erz- und Kohlegewinnung bis Stahlverarbeitung und -veredelung) ausbaute.2) Fritz, Unternehmer, * Styrum (heute zu Mülheim an der Ruhr) 9. 11. 1873, ✝ Buenos Aires 8. 2. 1951, Sohn von 1), Bruder von 3); Ingenieur, trat 1898 in die väterliche Firma ein; war 1926-39 u. a. Aufsichtsratsvorsitzender der Vereinigten Stahlwerke. Nationalistisch gesinnt, unterstützte Thyssen als einer der ersten deutschen Unternehmer (nach eigenen Angaben ab 1923) finanziell die NSDAP, der er 1931 beitrat, und stellte Kontakte zwischen Nationalsozialisten und Schwerindustrie her; er wurde 1933 Preußischer Staatsrat, Mitglied des Reichstags. Ab 1934 kam es zu Differenzen mit dem NS-Regime, ab 1938 v. a. wegen der Judenverfolgung. 1939 emigrierte Thyssen in die Schweiz; Ende 1940 in Frankreich verhaftet, war Thyssen bis 1945 in KZs inhaftiert; 1948 im Spruchkammerverfahren als Minderbelasteter eingestuft; unter seinem Namen erschien »I paid Hitler« (1941).H. A. Turner: F. T. u. das Buch »I paid Hitler«, in: H. A. Turner: Faschismus u. Kapitalismus in Dtl. (a. d. Engl., 21980).3) Heinrich, Baron (seit 1907) Thyssen-Bọrnemisza [-sɔ], ungarischer Kunstsammler deutscher Herkunft, * Mülheim an der Ruhr 31. 10. 1875, ✝ Castagnola (heute zu Lugano) 26. 6. 1947, Sohn von 1), Bruder von 2); wurde nach seiner Heirat (1906) mit der Ungarin Margareta Baronesse Bornemisza (* 1887, ✝ 1971) von seinem Schwiegervater 1907 adoptiert; begann seine Sammlung auf Schloss Rohoncz (Burgenland), von wo er sie 1937 nach Castagnola überführte. Sein Sohn Hans Heinrich (* 1921, ✝ 2002), der die Sammlung fortführte, machte die Pinacoteca Thyssen-Bornemisza der Öffentlichkeit zugänglich. Durch zahlreiche Ankäufe bereicherte und vervollkommnete er die Sammlung, die heute Meisterwerke der europäischen Malerei und Plastik des 12.-20. Jahrhunderts sowie der amerikanischen Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts umfasst. Etwa 800 Gemälde aus dem Fundus wurden 1992 für zunächst 9½ Jahre an Spanien ausgeliehen und 1993 vom spanischen Staat erworben. Diese kostbare Gemäldesammlung befindet sich heute im ausgebauten Palacio »Villahermosa« in Madrid, eine Dependance im Kloster Santa Maria de Pedralbes in Barcelona.
Universal-Lexikon. 2012.